Duathlon Schweizermeisterschaften 2022

Duathlon Schweizermeisterschaften 2022

Neue Wege vor den Schweizermeisterschaften

Gleich nach dem Einzelzeitfahren in Thun gab es eine grössere Veränderung in meinem Trainingsumfeld: Nachdem ich bis dato mein eigenerer Coach war, merkte ich in den vergangenen Monaten immer wieder, dass mir eine objektive Meinung, Reflektion und externe Sichtweise zu meinem Trainingsprozess fehlen. So konkretisierte ich den Gedanken, meine eigene Planung abzugeben und trainiere nun seit Ende Mai nach den Plänen eines deutschen Triathlontrainers. Dies brachte natürlich in Bezug auf meinen Rhythmus Einiges durcheinander. Da aber der Fokus in diesem Jahr ebenfalls auf Zofingen liegt, war ich bereit, auch zu einem untypischen Zeitpunkt diesen Schritt zu vollziehen – Schweizermeisterschaft hin oder her.

Während im letzten Jahr über alle offiziellen Distanzen eine Meisterschaft stattgefunden hatte, wurde in dieser Saison der Duathlon-Titel nur über die Standarddistanz (10/40/5) beim Zytturm-Triathlon in Zug vergeben. Ich war gespannt, wie ich mit dieser doch recht kurzen Renndistanz zurecht kommen würde, da meine sportliche Ausrichtung auf den längeren Distanzen liegt.

Wenn man als zweifacher SM-Medaillengewinner von 2021 an Landesmeisterschaften geht, ist die Zielsetzung eigentlich klar. Und so wollte ich um die Medaillen auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden. Das recht grosse und sehr stark besetzte Teilnehmerfeld machte bereits im Vorfeld deutlich, dass die Medaillenambitionen kein Selbstläufer werden würden. Zudem knorzte ich in den vergangenen Tagen etwas am Laufgefühl herum, währenddem das Feeling auf dem Rad wiederum besser wurde. Man durfte also gespannt sein.

Die versammelte Schweizer Duathlonspitze am Start zu den Schweizermeisterschaften in Zug.
Bild: M. Lustenberger

1. Lauf, 10km

Gross einpendeln lag nicht drin. Es wurde wie erwartet sehr hart angelaufen. Nach gerade einmal 2 Minuten brach im vorderen Teil des Feldes Tumult aus, da bei einer Abzweigung die Signalisation unklar war. Prompt lief ich 20m geradeaus weiter, bevor ich dann eine Vollbremsung machte und zurück auf den richtigen Weg eilte. Ich sah mich zurückversetzt ins 2019, wo an fast gleicher Stelle Ähnliches passierte. Äusserst fair war dann die Reaktion der Spitzengruppe, welche umgehend Tempo rausnahm und die falsch abgebogenen Athleten aufschliessen liessen. Eine ganz starke Geste!

Erwartungsgemäss drückte Michael Ott dem Rennen läuferisch den Stempel auf.
Bild: M. Lustenberger

Der Rhythmus war dennoch für einen Moment gebrochen und es gelang mir in der Folge nicht, die hohe Pace weiter mitzugehen. So musste ich die Gruppe mit Ott, Nydegger, Zehnder und Gossauer ziehen lassen und mein eigenes Tempo suchen. Auf den kommenden Kilometern litt ich unter den bereits warmen Temperaturen mehr als mir lieb war und konnte kein anständigen Kilometerschnitt laufen. Da ich aber von hinten sah, dass sich die Gruppe nach und nach aufteilte und ich Gossauer wieder näherkam, quälte ich mich mit einer 10km-Durchgangszeit von 33:30min irgendwie bis zur Wechselzone, in der Hoffnung den Anschluss auf dem Velo auf die Vorderleute wieder herzustellen.

Mit Vollgas durch die Zuger Altstadt. Auf der Bikestrecke um den Zugersee konnte ich die Lücke auf die Spitze zufahren.
Bild: Cyril Bösiger

Bike, 40km

In den vergangenen Wettkämpfen hatte ich auf dem Bike wahrlich nicht brilliert und arbeitete daher zuletzt entsprechend intensiv an meiner Zeitfahrperformance. Der Wechsel gelang hervorragend und ich zwängte mich durch die Zuger Altstadt hindurch. Auf der Hauptstrasse zog ich sogleich an Gossauer vorbei und versuchte, ohne gross auf irgendwelche Wattzahlen zu schauen, entsprechend Druck zu machen.

Auf den ersten 10km investierte ich entsprechend und kam so gemeinsam mit Lustenberger und Gossauer wieder an die Spitze heran. Zum zweiten Mal erlebte ich Parallelen zum 2019: Die Duathlonspitze fand sich inmitten der Triathlonspitze wieder. Sprich, es fanden zwei Rennen in einem statt, was zu unglaublich mühsamen Situationen führte. Es war ein ständiges Überholen, wieder einreihen, Angriffe neutralisieren und Abstände versuchen einzuhalten. Kurzum: es hatte plötzlich mehr Kriterium- als Zeitfahrcharakter.

Leider getraute ich mich auf den letzten 3km vor der Wechselzone nicht mehr zu attackieren, was wohl im Nachhinein ein Fehler war. Als 6er-Gruppe kamen wir in die Wechselzone, was somit klar machte, dass die Medaillen auf den abschliessenden 5km vergeben werden mussten.

Die ersten sechs Athleten kamen innerhalb weniger Sekunden in die Wechselzone. Wie schon so oft wurden die Medaillen auf dem abschliessenden Lauf vergeben.

2. Lauf, 5km

Mit Wadenkrämpfen stieg ich ab dem Velo, rannte an den Triathleten vorbei durch die Wechselzone, bis ganz nach hinten, wo unser Sektor war und wählte unglücklicherweise in bester Absicht den weiteren Weg zu meinem Platz. Auf jeden Fall verpasste ich durch einen mässigen Wechsel den Postabgang, wurde dann auch gleich von Nydegger wieder überholt und schaffte es trotz einem soliden Tempo von 3:28min/km nicht, nach vorne noch etwas auszurichten.

Durch die langen Geraden auf der Strecke hatte ich fast durchgehend Sichtkontakt zu Rang 3 und biss entsprechend auf die Zähne mit der stillen Hoffnung, irgendwo noch ein paar Reserven zu finden. Vergebens, die Beine wollten heute einfach nicht mehr hergeben. Oder etwas pointierter gesagt: es waren heute vier andere Duathleten schlichtweg besser als ich!

Wie eng die momentane Leistungsdichte im Schweizer Duathlon ist, zeigt auch ein Blick auf die Rangliste: Innerhalb der ersten fünf Plätze lagen ziemlich genau eine Minute Differenz.

Insofern Gratulation an die Konkurrenz! Es war ein cooles und faires Rennen!

Mehr ging heute nicht, trotzdem bin ich mit der Leistung über das Ganze betrachtet zufrieden. Vier andere Duathleten waren heute schlichtweg besser – so einfach ist das.

Weitere Resultate

Sehr erfreuliche Ergebnisse gab es bei meinen im Einsatz stehenden Athlet/innen an diesem Wochenende:

Markus Huber, Triathlon Olympisch in Zug, Rang 3 AK
Zwei Wochen vor dem Ironman 70.3 in Westfriesland stimmt die Form auf den Punkt!

Andreas Blatter, Triathlon Sprint in Zug, Rang 15 AK
Der Neo-Triathlet drehte nach dem Schwimmen auf und erreicht ein weiteres starkes Resultat!

Marcel Abrach, Duathlon Standard in Zug, Rang 38 Overall
Der Neo-Duathlet steigerte sich auf der etwas längeren Strecke um 5 Minuten im Vergleich zum Vorjahr!

Iris Bachmann-Holzinger, Duathlon Standard in Zug, Rang 13 Overall
Lief trotz den heissen Bedingungen ebenfalls schneller als im Vorjahr und bewies mentale Stärke!

Elita Amato, Frauenlauf 5km in Bern, Rang 3 AK
Lief in der Berner Mittagshitze von über 2000 Startenden in die Top 40 overall!