Ein Sieg zum Saisonauftakt
Kälteschock
Seit dem letzten Wettkampf, den 10km de Payerne, sind knappe 2 Monate vergangen. Mit 31:56min gelang mir die Rückkehr aus dem spanischen Winter in die Schweiz nach Mass. Nach dem Halbmarathon in Torremolinos war dies die zweite Bestzeit in diesem Jahr – der Motor lief also.
Es folgten danach umfangreiche und vor allem mental intensive Wochen. So lag der Fokus weiterhin nicht auf Intensität, sondern auf Umfang. Selten war ein Lauf kürzer als 15km oder eine Veloeinheit unter 2 Stunden geplant. Während ich mich in den vergangenen Jahren, auch aus zeitlichen Ressourcen, trainingsmässig stark über die Intensitätsseite getriggert habe, stellt der vergangene Winter nun eine Art Kehrtwende und in diesem Sinne ein Aufbruch zu neuen Ufern dar. Ganz zu Schweigen von der ganzen Schwimmerei, zu welcher ich mich zugegebenermassen ab und zu auch etwas aufraffen musste. Es gibt weiss Gott schönere Dinge, als am Morgen früh in ein Hallenbad zu gehen und sich den Weg in der Bahn freizuboxen. Es gibt eben durchaus Gründe, weshalb ich Duathlet bin.
Deutschland-Tour
Der 23. April war seit langem dick in der Agenda eingetragen. Eigentlich beabsichtigte ich einen erneuten Abstecher nach Hilpoltstein, wo ich den letztjährigen Sieg am Duathlon Day verteidigen wollte. Allerdings kam bereits im Februar die Absage des Wettkampfes, weshalb ich mich nach einer Alternative umsah. Gefunden habe ich diese oberhalb von Düsseldorf in Mettmann. Der Mettmann-Duathlon zählt mit über 300 Teilnehmenden zu den grösseren Veranstaltungen seiner Art und hat in diesem Jahr bereits seine 19. Austragung. Ein weiterer Vorteil des Standortes ist die Nähe zum Powerman Alsdorf, der nur eine Woche später am 30. April stattfindet und mit einem Spitzenfeld aufwartet. Triftige Gründe also, um eine kleine Deutschland-Tour zu machen – Campervan sei Dank.
Kühles Wetter auch in Düsseldorf. Trotzdem bleiben wir dem Vanlife treu. Unserem Hund Phanos scheint es ebenfalls zu behagen…
Das richtige Setting
Das Wetter in der Region Düsseldorf zeigte sich bei Ankunft von einer ähnlichen Seite wie der gesamte Schweizer April: Windig, regnerisch mit zwischendurch sonnigen Abschnitten. Bereits beim Besichtigen der Radstrecke am Samstag machte mir der böige Wind etwas Kopfzerbrechen. Wegen den teils recht windausgesetzten Passagen entschloss ich mich zwar trotzdem zum Scheibenrad, vorne setzte ich jedoch nur auf die 4cm-Felgen. Sicher ist sicher.
Die gute Nachricht: Es war ein komplett abgesperrter Rundkurs mit einer schon fast profimässigen Streckensicherung. Selten habe ich mich auf einer Strecke so sicher gefühlt.
Endlich der erste Raceday! Vorfreude gepaart mit Nervosität beim Check-In der Wechselzone.
Raceday
Und dann stand der Start in die Saison endlich unmittelbar bevor. Ich hatte mir im Vorfeld für die 10km laufen, 42km Radfahren und nochmals 5km laufen zwar eine grobe Rennstrategie bereitgelegt, trotzdem wollte ich unvoreingenommen ins Rennen hineingehen und schauen, wo die Reise hinführt. Ich wusste jedoch aus den Ergebnissen der letzten Jahre, dass eine Zeit von unter 2 Stunden nötig sein würde, um zu gewinnen. 2019 hatte Ruben Zepuntke (heute einer der besten europäischen Mittel- und Langdistanztriathleten) diesen Anlass ebenfalls gewonnen.
Von Beginn weg war ich auf mich alleine gestellt und konnte das Führungsfahrrad als Pacemaker nutzen. Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Strecke quer durch die Landschaft. Fürs Geniessen blieb leider nicht viel Zeit.
Ziemlich unaufgeregt begab sich das gut besetzte Feld um 10 Uhr auf die Strecke. Nach kurzem Abtasten vertraute ich auf meine guten Beine und übernahm nach einer halben Stadionrunde die Führung. So befand ich mich fortan direkt hinter dem Führungsfahrrad und versuchte ein hartes aber kontrolliertes Tempo anzulaufen. Die Laufstrecke war ein stetig leichtes auf und ab. Nirgendwo sehr steil aber auch nirgendwo richtig flach. Zudem wehte der besagte Wind gefühlt von allen Seiten. Nach 5km durchquerten wir das Stadion und ich stellte fest, dass ich noch einen Verfolger mit ca. 10 Sekunden Rückstand im Nacken hatte. Ich versuchte auch die zweite Runde gleich der ersten durchzuziehen und bekam beim Wechsel auf das Bike von meiner Frau die Meldung, dass der Rückstand auf 40 Sekunden angewachsen ist.
Einsames Pacing
Letztes Jahr hatte ich lange nach der Form auf dem Bike gesucht und liess oft viel Zeit liegen. Wo stand ich nun also 2023? Bei den Wendepunkten erhielt ich jeweils eine gute Übersicht, wo ich im Vergleich zu meinem ersten Verfolger stand. Beruhigt stellte ich fest, dass ich den Vorsprung auf den Deutschen Sören Otten konstant ausbaute. Es waren harte, aber kontrollierte 42km, bei welchen ich mehr nach Gefühl, denn nach fixen Wattwerten fuhr. Lustigerweise stimmten diese beiden Parameter später bei der Auswertung nahezu perfekt überein. Nach den insgesamt vier gefahrenen Runden spürte ich in der rechten Wade erste Krampferscheinungen. Das Wetter war wärmer geworden als gemeldet und ich hatte mein Getränk nicht entsprechend angemischt. Wie dem auch sei: Ich dosierte auf dem Zubringer zurück zur Wechselzone ganz leicht das Tempo und ging mit fast 2 Minuten Vorsprung auf die abschliessenden 5km.
Der Rundkurs war ein stetiges auf und ab. Die komplett autofreie Strecke machte es jedoch sehr angenehm zum Fahren.
Kontrollierter 2. Lauf
Meine kleine Fancrew (danke Christof für den kurzfristigen Support!) schrie mich auf den 2. Lauf. Mit guten, aber dennoch etwas wackligen Beinen machte ich mich nun auf den Weg, den Sack ganz zu schliessen und den Sieg nach Hause zu bringen. Leider zuckte die Beinmuskulatur etwas, so dass ich das sonst gute Gefühl nicht mehr ganz auf den Boden brachte. Nichtsdestotrotz konnte ich die 5km immer noch recht solide durchlaufen und genoss die letzten Meter auf der Zielgerade entsprechend. Als der Speaker eine Siegerzeit von 1:56:51 verkündete, staunte ich nicht schlecht. Das war schneller als sämtliche Siegerzeiten der letzten Jahre. So gross die Müdigkeit nach dem Wettkampf auch war, so gross ist die Zufriedenheit und die Erleichterung.
Mit weiteren Zeiten unter 2 Stunden kamen Sören Otten und der Belgier Hans Van den Buverie, beides Mittel- und Langdistanzsieger aus dem vergangenen Jahr, ins Ziel.
Ein grosses Kompliment und Dankeschön an den Veranstalter. Man spürte das Herzblut in diesem Wettkampf. Dass sogar die Bürgermeisterin vor Ort war, unterstrich dies entsprechend.
Nach 1:56:51 überquerte ich die Ziellinie. Der Saisonauftakt glückte nach Mass!
Ausblick nach Alsdorf
Ich habe nun eine Woche Zeit um mich zu erholen und auf den Powerman Alsdorf, das erste Saisonhighlight in diesem Jahr, einzustellen. Zumindest wird die Reise vom Campingplatz in Düsseldorf nach Alsdorf nicht allzu lange dauern…
Hast du eine sportliche Vision, welche du verfolgen möchtest, bist dir aber nicht sicher,
wie du diese angehen sollst?