Gürbetal Duathlon
Dritter Wettkampf in zwei Wochen
Dass die Form gut ist, haben die letzten zwei Wochen bewiesen. So freute ich mich auf den ersten Wettkampf der nationalen duathlon serie, welche den Auftakt im Gürbetal hatte.
Der Gürbetal-Duathlon ist für mich in vielerlei Hinsicht ein sehr spezielles Rennen. War es vor sechs Jahren mein erstes Duathlon-Rennen überhaupt. 2017 hiessen die Protagonisten Felix Köhler oder Andy Sutz und ihre Leistungen erschienen mir seinerzeit wie von einem anderen Stern.
Speziell macht es zudem auch der Umstand, dass ich in einem der Nachbarsdörfer aufgewachsen bin und daher jeden Meter der Radstrecke kenne. Ehrensache also, hier am Start zu sein.
Das Format ist etwas besonders da es in diesem Sinne kein klassischer Duathlon ist: Nach einem Zeitfahren werden die Athleten aufgrund der Rückstände zwei Stunden später in Form eines Jagdstartes auf die Laufstrecke geschickt.
Zeitfahren, 26.2km
Ich war vor allem auf die Radperformance gespannt und wollte sehen, wie sich das langdistanzspezifische Training auf den 26km langen Kurs übertragen lässt. Etwa die Hälfte des Kurses war komplett flach, während ein happiger Aufstieg pro Runde wartete. Das Ganze galt es dreimal zu absolvieren.
Voller Fokus ein paar Sekunden vor dem Start. Wie schlage ich mich in einem «stand alone»-Zeitfahren? Im Rücken hatte ich mit Leon Koller einen starken Athleten aus dem Nationalkader.
Ich machte mich als achtletzter Fahrer auf die Strecke und suchte sofort das Limit. Da ich als erster der Kaderathleten auf den Rundkurs geschickt wurde, hatte ich vor mir keine Referenz, was mich noch mehr zwang sauber zu pacen. Den Powermeter liess ich auch heute über weite Strecken links liegen und verliess mich auf mein Gefühl. Bereits am ersten Aufstieg fuhr ich nahe am Anschlag, aber trotzdem kontrolliert, hoch. Ich verbot mir zudem den Blick nach hinten.
Die gesamte erste Runde flog nur so an mir vorbei und bei der Start-Ziel-Passage warf ich ein erstes Mal den Blick auf die Uhr. Die Durchgangszeit, welche dort aufleuchtete, machte mir klar, dass ich ultraschnell gestartet war und auf Kurs einer 37er-Zeit war. Zur Einordnung: Es war in den letzten 10 Jahren erst einem Tri- bzw. Duathleten gelungen die 38er-Marke zu knacken.
Es schoss mir kurz durch den Kopf, dass ich mich vielleicht verkalkuliert haben könnte. Die zweite Runde ist meistens die Härteste, da du dich im Niemandsland befindest. Man spürt ein erstes Mal so richtig grob die eintretende Müdigkeit und der Körper gibt dir die Signale, dass es nun eigentlich gut wäre. Wie dem auch sei: Ich drückte mich wieder jenseits der 430 Watt den Berg hoch, legte mich oben erneut auf den Aerolenker und auf ging es in Richtung Kirchdorf, wo dann schon bald die Abfahrt zurück zum Ziel wartete.
So viel Watt wie möglich auf die Pedale bringen und quer durch das Gürbetal donnern.
Bei der Durchquerung des Gürbetals realisierte ich jeweils irgendwo die Anfeuerungsrufe meiner Frau. Zudem cool, dass ich auch an anderen Streckenteilen immer wieder meinen Namen hörte. Danke dafür! Dann kam die letzte Runde und die bange Frage, ob der Sprit reichen würde. Ich war nun total im Film und kam um mich herum nichts mehr mit. Im absolut dunkelroten Bereich fahrend realisierte ich, dass bei einer Strassenverzweigung ein Auto nicht angehalten wurde und mir beinahe vor das Bike fuhr. Ich stiess nach dem harten Abbremsen einige Flüche aus und legte nun erst recht alles rein, was vorhanden war. In der letzten Abfahrt war die Strasse dann tatsächlich nass, was mich mit etwas mehr Vorsicht ans Werk herangehen liess. Danach hiess es ein letztes Mal das Gürbetal durchqueren. Als ich die Ziellinie bei 37:55 überquerte fiel sowohl eine physische wie auch mentale Anspannung ab. «Job gemacht!», war der erste Gedanke.
Ab in die letzte Kurve mit der Gewissheit unter 38 Minuten zu fahren. Selten war ich so am Limit.
In den letzten zwei Jahren war zu beobachten, dass die Velozeiten im Triathlon nahezu explodierten. So auch hier: Hätte ich mit dieser Zeit neun von zehn Ausgaben des Gürbetal-Duathlon nach Halbzeit angeführt, war diese Leistung heute für Zwischenrang 6 gut genug. Während der Niederländer Wout Driever mit 37:15 das Feld anführte waren dahinter fünf Athleten innerhalb von 16 Sekunden. Es war echt etwas verrückt!
Lauf, 7.5km
Ich hatte nun knappe 2 Stunden Erholungszeit, freute mich aber sehr auf den folgenden Lauf. Die Beine waren beim kurzen Einlaufen zwar brutal müde aber soweit okay. Das Wetter zum einen und das Durcheinander mit der Zeitmessung der Veranstaltung zum anderen, brachten in den kommenden Minuten einiges an Durcheinander mit sich. Bereits vor dem Start regnete es wie aus Kübeln und spätestens beim Einstellen im Startbereich war jeder Athlet total durchnässt. Es sollte noch einiges schlimmer werden…
Punkt 15 Uhr wurde irrtümlicherweise der falsche Läufer als Führender auf die 7.5km geschickt. Es brach kurz etwas Hektik aus, danach klappte es und jede/r wurde mit dem jeweiligen Rückstand vom Zeitfahren auf die Strecke gelassen. Aufgrund der knappen Rückstände und meiner momentan anständigen Laufform visierte ich klar den Vorstoss auf Rang 4 an. Vielleicht würde, je nach Tagesform der Vorderleute, sogar in Richtung Podest noch etwas gehen.
Mit der klaren Zielsetzung mindestens auf Rang 4 vorzulaufen nahm ich bei widerlichen Bedingungen den Lauf in Angriff.
Beim ersten Aufstieg nach ca. 800m hatte ich Lustenberger gestellt und lief in einem kontrollierten Rhythmus weiter. Mitten im Dorf wurde ich erneut fast von mitten auf der Strecke losfahrenden Auto abgeschossen, anschliessend knallte es auf dem abschüssigen Feldweg zuerst mich und danach Lustenberger gleich dreimal hin. Ich nahm im Anschluss etwas Tempo raus und liess ihn wieder heranlaufen da wir zu dem Zeitpunkt gemeinsam unterwegs waren und die Bedingungen wirklich haarsträubend waren. Als Zweiergespann unterwegs rannten wir durch knöcheltiefe Pfützen und kämpften gegen den böenartigen Wind an. Was nach der ersten Zielpassage wettertechnisch abging, hatte ich zumindest bei einem Rennen noch nie erlebt. Es begann nun zu hageln und der Wind wurde immer wie schlimmer. Das Körpergefühl ging in eine ähnliche Richtung wie das Wetter. Die Beine machten mehr und mehr zu und es war nun vor allem ein Ankämpfen gegen die Naturgewalten.
Berghoch nahm ich meinem stark laufenden Verfolger wieder ein paar Meter ab, trotzdem wollte ich das Tempo nicht zu stark forcieren, sondern Kräfte sparen für die letzte Runde.
Soweit sollte es nicht mehr kommen: 200m vor dem Ziel trat nun der Bach über die Ufer und überschwemmte den gesamten Parkplatz. Wir waren nun auch mit den Waden im Wasser drin was ein normales Laufen unmöglich machte. Kurz später wurde uns von einer Helferin zugerufen, dass das Rennen nach zwei Runden beendet würde. Mir kam es in dem Moment ehrlichgesagt gar nicht in den Sinn mit Lustenberger um den 4. Rang zu sprinten. So tauschten wir kurz ein paar Worte aus und entschlossen gemeinsam einzulaufen.
Es wäre sicher cooler gewesen die letzte Runde auch noch zu laufen um ein rundes Resultat zu haben. Denn beim Zieleinlauf nach zwei Runden war ich definitiv nicht am Anschlag.
Sicher ist, dass der Veranstalter aufgrund der Sicherheit zu 100% richtig entschieden hat.
So wurde ich dann trotz des gemeinsamen Einlaufes mit einem 1-sekündigen Rückstand auf
Position 5 gewertet. Zugegebenermassen ein etwas zwiespältiges Gefühl aufgrund des nicht fertig gelaufenen Rennens. Dass dann trotzdem noch die drittbeste Laufzeit resultierte, zeigte zumindest, dass das bis dato gute Rennen auf dem Weg war, ein sehr gutes zu werden. Der Rest war nun halt einfach höhere Gewalt.
Ein grosser Danke geht an Simon Zahnd und das ganzen OK des Gürbetal Duathlons. Auch wenn es etwas drunter und drüber gelaufen ist, hat der Veranstalter alles getan um uns Athleten einen tollen und fairen Wettkampf zu bieten!
Was mich ebenfalls sehr freute waren die Auftritte meiner Athleten Markus Huber, Marcel Abrach und Dominic Zigerlig! Stark, wie ihr euch durch diesen Wettkampf gebissen habt!
Die komplette Rangliste ist hier zu finden.
Auf geht’s nun in den nächsten Trainingsblock bevor am 4. Juni in Zug der Kampf um den Schweizermeistertitel ansteht.
Hast du eine sportliche Vision, welche du verfolgen möchtest, bist dir aber nicht sicher,
wie du diese angehen sollst?