Media Maraton Torremolinos zum Dritten

Media Maraton Torremolinos zum Dritten

Ein weiterer Verzicht auf den Winter

Bereits das Dritte Mal verbringen wir die Wintermonate in Spanien. Daraus kann durchaus interpretiert werden, dass uns das ziemlich zusagt. Wieso also etwas ändern?

Im Gegensatz zu den letzten Jahren war die ganze Sache deutlich entspannter und die Angewöhnung an das erneute Vanlife ging sehr schnell vonstatten. Man muss jedoch immer wieder betonen, dass dies keine Ferien sind. Es ist einfach ein Arbeiten unter wärmeren und sonnigeren Bedingungen.

Am 22. Dezember nahmen wir unseren Platz in Beschlag und stellten im wahrsten Sinne des Wortes unsere Zelte auf.

Halbmarathon-Vorbereitung? Fehlanzeige!

Ich konnte in der Schweiz bereits auf zwei qualitativ wertvolle Trainingsmonate zurückblicken. So ging es im schwimmtechnischen Bereich ein gutes Stück vorwärts und auch läuferisch kam der Motor immer wie besser in Schwung. Wie in den vergangenen Jahren auch, stellt der Media Maraton Torremolinos den Saisonauftakt dar. Mit diesem Anlass verbinde ich gute Erinnerungen, konnte ich doch bei jeder Teilnahme meine persönliche Bestzeit verbessern. So wollte ich also auch in diesem Jahr einen weiteren Angriff auf eine schnelle Zeit nehmen. Der Trainingsplan sah jedoch andere Prioritäten vor. Noch vor Jahresfrist waren harte 1000er-Serien an der Tagesordnung, nicht so in den letzten Monaten. Es waren weiterhin Grundlagenläufe geplant, einzelne kurze Tempowechsel und Ausflüge in den Subschwellenbereich. Dazu drei wöchentliche Schwimmeinheiten, ergänzt mit, wie könnte es anders sein, einer weiteren Portion Grundlage auf dem Bike. 

Insgesamt also alles Trainings, welche nicht unbedingt auf eine Halbmarathonvorbereitung hindeuten. Das bereitete mir jedoch nicht allzu grosses Kopfzerbrechen da der Sinn dahinter klar ist. Aktuell gibt es nichts zu gewinnen, im Sommer soll die Form dann da sein. Trotzdem verspürte ich eine enorme Vorfreude auf die 21km an der spanischen Sonnenküste.

Eines der Saisonhighlights in diesem Jahr wird der Ironman Thun werden. Ein Start in meiner Heimatstadt ist für mich halt Pflicht. Auch einige Athleten, welche ich betreuen darf, haben sich den
7. Juli 2024 dick in der Agenda angestrichen. Gemeinsam mit dem Trainerkollegen Dan Aeschlimann diskutiere ich im Rahmen meines Podcasts «Endurance Coffee Talk» den Weg eines Agegroup-Athleten an die Startlinie zu einem Ironman.

Sonne, angenehme Temperaturen und gute Laune kurz vor dem Startschuss.

Augen zu und durch

Am Sonntagmorgen wurde vorab die Suche nach einem Parkplatz zu einer kleinen Challenge. Obwohl noch nirgends gross Athleten zu sehen waren und kein grosser Verkehr herrschte, platzten sämtliche Parkplätze aus allen Nähten. Zum Glück war die übliche zeitliche Sicherheitsmarge mit einberechnet.

Die Strecke war identisch mit dem letzten Jahr, was mir insofern den Vorteil verschaffte, dass ich die Besonderheiten bereits kannte. Eine totale Unbekannte hingegen war die Konkurrenz. Weder fand ich eine Startliste, noch konnte ich ein bekanntes Gesicht aus den letzten Jahren ausmachen. Für mich hier und heute gerade ideal, da ich so umso unbeschwerter draufloslaufen konnte. Meine Taktik war daher auch denkbar einfach: Wenn möglich ganz vorne anlaufen und schauen wie lange der Tank hält.

Gesagt, getan: Ich übernahm auf dem ersten Kilometer die Führung, suchte einen angriffigen aber angenehmen Rhythmus und horchte in mich hinein um herauszufinden, was der Körper für Signale sendete. Ich gab daher auch nicht allzu viel auf die Kilometerzeiten, sondern fokussierte mich nur auf mein Gefühl. Nachdem der Tscheche und spätere Sieger Jiří Homoláč nach 3km das Weite suchte, formierte sich dahinter eine 3er-Gruppe, bestehend aus einem Schweden und einem Deutschen.

Ein Auf und Ab zu Beginn, abfallend und flach in der Mitte und ein heftiger Schlussaufstieg. 

Kurz nach einem Viertel des Rennens konnte ich mich dann endlich Meter für Meter von meinen beiden Kontrahenten absetzen. Vor allem in den Flachstücken und Aufwärtspassagen schien ich stärker zu sein. So war das Schnaufen hinter mir beim Einbiegen auf die Promenade kurz vor km10 verschwunden. Beim Passieren der eher abfallenden ersten 10km blinkte nun eine Zeit von 32:32min auf und mir wurde das erste Mal bewusst, dass ich zeitlich heute echt was reissen konnte.

Die nun folgenden 6km entlang der Promenade sind mental jeweils eine Herausforderung, da es mehr oder weniger nur geradeaus geht. Dafür schien die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Selten wurde ich so angefeuert wie hier. Ein paar Zuschauer machten sogar Selfies – schliesslich war es ja der Media Maraton internacional 😉

Einfach mal draufloslaufen. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug und fühlten sich gut an.

Wie dem auch sei: Auf dieser endlosen geraden und topfebenen Strecke sollte sich nun zeigen, wie gut meine Beine wirklich waren. Und tatsächlich konnte ich konstant knapp unter 3:20min auf den Kilometer laufen. Meine Frau stand bei km13 bereits zum fünften Mal an der Strecke und liess mich wissen, dass die Spitze bereits um eine Minute enteilt war. 

Der stetige Wechsel zwischen sehr guten Beinen und Ermüdungssymptomen kam langsam aber sicher in immer kürzer werdenden Intervallen. Alleine mit mir und meinen Gedanken kämpfte ich mich nach der Promenade weiter durch die Quartiere. Nach hinten war die Sache unterdessen ebenfalls gelaufen. Der Schwede Johannes Tegner lag nun bereits um die 90 Sekunden zurück wie ich beim Wendepunkt feststellte.

Immer wie mehr fokussierte ich mich auf einen gleichbleibenden Rhythmus und versuchte technisch weiterhin sauber zu laufen. Es war in den nun teilweise leeren Strassen eher einsam. Nur manchmal hörte man irgendeinen Zuruf von einem Balkon. Ein ziemlich spezielles Flair.

Mehr oder weniger gerade Kilometer entlang dem Strand. Dank dem temperamentvollen Anfeuern der Zuschauer liefen sich auch diese weitestgehend sehr angenehm.

Als ich bei km18 durchlief, begann ich kurz zu rechnen und sah, dass ich theoretisch noch die Möglichkeit hatte unter 1:10 Std. zu finishen. Eine Schallmauer auf dieser Distanz. Aber eben nur theoretisch. Die 40 Höhenmeter einen Kilometer vor dem Ziel lagen noch vor mir. Ich lief mich auf den letzten 3km in einen kleinen Rausch und sehnte mir nun endlich die 20km-Marke herbei um die paar letzten Körner nun endgültig herauspressen zu können. Nadia stand genau an dieser Stelle und schrie mich in diese letzte Passage hinein. Ich verbot es mir auf die Uhr zu schauen und versuchte stattdessen nur noch zu beschleunigen. Im hochroten Bereich laufend kam ich in den Zielbereich und realisierte nun, dass ich die Wand von 70min zwar nicht durchbrechen aber zumindest nahe an sie heranlaufen würde. Mit einer Zeit von 1:10:20 Std. überquerte ich, wie schon vor zwei Jahren, als Zweiter die Ziellinie hinter einem grossartigen Sieger, der unter 1:09 Std. einlief.

Kurz vor der 20km-Marke, in der Schlusssteigung hinauf zum Ziel, ging ich dann definitiv all in.

Ausdauer lässt sich verschiedentlich entwickeln

Eigentlich habe ich mir für das heutige Rennen nichts Besonderes vorgenommen. Einfach laufen und schauen was geht. Ich stelle aber vorsichtig fest, dass sich in den letzten Wochen und Monaten etwas getan hat. Und notabene scheint Torremolinos einfach ein gutes Pflaster zu sein.

Das für mich Erfreulichste ist aber tatsächlich, dass ich ohne irgendwelche spezifische Vorbereitung ein solches Resultat herauslaufen konnte. War ich doch in den letzten Jahren oftmals wohl etwas zu früh in Form. Es ist zudem einmal mehr auch das Bewusstsein, dass sich die Ausdauer eben unterschiedlich entwickeln lässt und je nach Athletentyp andere Register gezogen werden müssen. Ich habe ja bereits im letzten Rennbericht ein Beitrag zum Thema bzw. vermeintlichen Dilemma zwischen hochintensivem Training versus Grundlagentraining angetönt. Wer also etwas mehr zu der Thematik wissen möchte, dem empfehle ich einen Blick in das untenstehende Video.

Ich für meinen Teil freue mich nun auf weitere gute Trainingswochen an der Costa del Sol, bevor es dann auch für uns wieder zurück in die Schweiz geht.

Peace & bis bald!

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