Powerman Alsdorf

Powerman Alsdorf

Von Düsseldorf nach Aachen

Die Beine machten sich auch in den Tagen nach dem erfolgreichen Saisoneinstieg deutlich bemerkbar. Mir war das jedoch grundsätzlich egal. Viel wichtiger war mir das gute Gefühl vom Wettkampf, welches durch die Analyse der Renndaten bestätigt wurde.

Nun hiess es also erholen und die pickelharten Waden innerhalb von sieben Tagen wieder renntauglich machen. Die paar wenigen Einheiten, welche ich in dieser Woche noch durchführte, liefen jedoch hervorragend. Vor allem läuferisch kamen die Zeiten relativ locker.

Dann hiess es am Mittwoch zusammenpacken und die rund einstündige Reise nach Aachen unter die Räder zu nehmen. Auch dort fanden wir auf einem schönen Stellplatz eine gute Übernachtungsmöglichkeit und schlugen die Zelte auf.

Mitteldistanz-Feeling

Der Powerman Alsdorf war eine klassische Mitteldistanz, sprich, 10km laufen, 60km Radfahren und nochmals 10km laufen. Gleichzeitig ist dies auch der grösste Duathlon in ganz Deutschland. Es sei bereits an dieser Stelle gesagt, dass Patrick Thevis mit seinem Team eine organisatorische Meisterleitung hinlegte. Umso bedauernswerter, dass dies wahrscheinlich die letzte Ausgabe des Powerman in Deutschland war.

Am Samstag schaute ich mir dann noch kurz in Alsdorf die Strecken an. Der Lauf hatte einige ziemlich enge Haarnadelkurven, war ansonsten jedoch flach und mit langen Geraden. Die knapp 2.5km lange Runde war beim 1. und 2. Lauf je 4mal zu absolvieren. Der Radkurs war eine reine «Ballerstrecke». Mit anderen Worten: es gibt auf solch flachen, leicht welligen Kursen keine Gelegenheit um mal durchzuschnaufen sondern man ist dazu verdammt, permanent zu Arbeiten. Flache Strecken zählen zugegebenermassen nicht gerade zu meinen Favoriten – bergauf ist definitiv mehr mein Terrain.  

Raceday zum Zweiten

Am Sonntagmorgen war bereits um 5:45 Uhr Tagwache. Ich drückte mir den gewohnten Kaffee ins Gesicht (es lebe die Siebträgermaschine im Van!) und versuchte gleichzeitig die eisigen Temperaturen zu ignorieren. Es herrschten auch an diesem Morgen wieder um die 2 Grad – für Ende April und Camping definitiv zu kalt.

Ich war dann beinahe zu früh in der Wechselzone, konnte aber in aller Ruhe den Platz einrichten und mit ein paar anderen Athleten noch etwas quatschen. Danach war ich zunehmend in meiner eigenen Welt und richtete den Fokus auf die vor mir liegenden Stunden.

Nach der Athletenpräsentation nutzte ich die verbleibenden drei Minuten und rannte nochmals auf die Toilette. Danach wurde der Countdown runtergezählt und das 15-köpfige Elitefeld der Herren auf die Reise geschickt. Die rund 350 Agegroup-Athleten folgten dann etwas später.

Mit dem Briten Goodfellow und dem Belgier de Smul hatte ich im 1. Lauf eine perfekte Gruppe, welche die ersten 10km um die 33 Minuten anliefen.

1. Lauf, 10km

Natürlich wurde hier anders angelaufen als noch in Mettmann. Es gab einige Athleten, welche 10km-Bestzeiten von unter 30min aufwiesen, weswegen ich nicht im Traum daran dachte dieses Tempo mitzugehen. Stattdessen fand ich mich in einer 3er-Gruppe mit dem Belgier Guust de Smul und dem Briten Benjamin Goodfellow wieder. Ich lief einen angenehmen Rhythmus und konnte konstant saubere Kilometerzeiten unter 3:20min laufen. Ohne zu viel Energie zu verschiessen, lief ich auf Rang 7 in die Wechselzone rein und kam dank eines schnellen Wechsels als 5er wieder raus.

Schuhe anziehen, Kopf runter und Gas geben. Die im Schnitt gedrückten 305 Watt reichten nicht um vorne mitzufahren.

Rad, 60km

Kaum hatte ich mich auf dem Bike eingerichtet, überholten mich die beiden Kontrahenten wieder. Während sich Goodfellow auf und davon machte, fand ich im Belgier eine gute Lokomotive. Von hinten schloss bald der Schweizer Kollege Fabian Zehnder auf und so waren wir als 3er Gruppe bis km15 unterwegs. Dann rollte der Schnellzug von hinten heran, in welchem unter anderem der dritte Schweizer Eliteathlet, Richard Lustenberger, vertreten war. Die «schwereren» Athleten schienen auf diesem Kurs besser zurecht zu kommen und sprengten unsere Gruppe. Ich versuchte mit einer beinahe selbstmörderischen Aktion das Tempo mitzugehen und die aufreissende Lücke wieder zuzufahren. Ich wusste aufgrund des Trainingsaufbaus, dass diese Intensitätsspitzen schwierig zu drücken sein werden, beschloss aber, das Risiko einzugehen. Dafür bezahlte ich bei Rennhälfte entsprechend hart. Selber im dunkelroten Bereich fahrend, musste ich zusehen, wie die Lücke nun definitiv aufging und ich mit dem Franzosen Malo Moysan im Schlepptau um die Top 10 fuhr.

Die knapp 60km wurden ein hartes Stück Arbeit. Was noch vor ein paar Jahren auf dieser Strecke eine Top-Zeit gewesen ist, war in diesem Jahr Mittelfeld. Es ist schon krass zu sehen, wie die Leistungen vor allem auf dem Rad nach Corona explodiert sind.

Irgendwie gelang es mir, die inneren Dämonen zu vertreiben und mich wieder auf mein Pacing zu fokussieren. Tatsächlich fand ich in der letzten Radrunde wieder einen soliden Rhythmus und stellte bei den Wendepunkten fest, dass sich vorne von Position 2 bis Position 8 alles in einer Gruppe befand. Insofern schloss ich daraus, dass ich nicht schlecht sondern die Jungs vorne einfach abartig stark fuhren.

2. Lauf, 10km

Gemeinsam mit Moysan kam ich in die Wechselzone, erwischte erneut einen guten Wechsel und versuchte das Tempo des Franzosen mitzugehen. Schnell merkte ich, dass dieser läuferisch besser war als ich und ich suchte fortan mein eigenes Tempo. Von hinten drohte keine Gefahr und nach vorne erkannte ich, dass ich langsam zu Zehnder auflief. Meine Frau feuerte mich in bester walliserdeutscher Manier an und auch unser Hund Phanos brach in eine Art Wolfsgeheul aus. Ich musste beinahe grinsen. Auf jeden Fall wurden aus 40 Sekunden Rückstand 20 Sekunden und schliesslich zog ich am Teamkollegen vorbei, was gleichbedeutend mit Rang 10 war. Danach war ich für 6km im Niemandsland unterwegs, was es auf dem Parcours etwas unangenehm machte. Trotzdem konnte ich meine Kilometerzeiten unter 3:40min halten und das Tempo bis ins Ziel durchziehen.

Unter dem Strich geht das Resultat beim Powerman Alsdorf völlig in Ordnung. Läuferisch passt es, auf dem Radkurs konnte ich schlicht nicht mehr herausholen.

Eine Erfahrung reicher

Entsprechend kaputt lief ich nach 2:31:45 ins Ziel ein. Allerdings, und das ist die sehr erfreuliche Erkenntnis, wurde der Rückstand auf die europäische Spitze im Vergleich zum Vorjahr deutlich kleiner. Auch wenn ich das Gefühl hatte, auf dem Rad etwas weniger stark zu performen als noch vor Wochenfrist, zeigt mir das Resultat deutlich, dass die Arbeit in eine sehr gute Richtung geht. Der erste Peak in diesem Jahr ist nun vorüber und ich darf auf zwei gelungene Wettkämpfe in Deutschland zurückblicken.

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