Zwischen Strassen und Trails

Zwischen Strassen und Trails

Da in diesem Jahr die Duathlon-Saison mit Verspätung erst im August startet, bietet mir das die ideale Gelegenheit, um an anderen Veranstaltungen Erfahrungen zu sammeln und die Form zu testen. Insofern bewegte ich mich in den letzten zwei Monaten irgendwo zwischen den Polen Timetrial und Trailrunning. 

Nationales Einzelzeitfahren Thun

Nachdem mir das Zeitfahren in Krauchthal sehr gut gelang, wollte ich am 15km langen und damit etwas kürzeren nationalen Einzelzeitfahren in Thun versuchen, mein Pacing zu optimieren und weitere Erkenntnisse in Bezug auf mein neues Bike zu gewinnen. Trotzdem spielte das Rennen eine eher untergeordnete Rolle, da für mich der Aufbau auf die Duathlon-Rennen im Herbst erste Priorität hat.

Ein paar meiner Athleten nahmen die Startgelegenheit ebenfalls wahr und so standen wir schlussendlich am 13. Juni  zu viert am Start.

Ich versuchte von Beginn weg einen hohen Rhythmus anzuschlagen.

Das Rennen war super organisiert, sprich jeder Athlet erhielt über die gesamte Strecke hinweg ein eigenes Begleitmotorrad. Ich startete für meine Verhältnisse sehr schnell und versuchte vom ersten Meter hinweg grenzwärtig zu fahren. Ich fand schnell einen guten Rhythmus und versuchte mich so gut es ging anzutreiben. Bis etwa Kilometer 11 befand ich mich im Fahrplan für eine Endzeit unter 20 Minuten, merkte dann aber wie ich dem vor mir gestarteten Fahrer immer wie näher kam. Leider verunmöglichten mir zwei dazwischen fahrende Autos einen frühzeitigen Überholvorgang, so dass ich leider Gottes warten musste bevor ich dann endlich wieder voll fahren konnte. Obwohl dieser Vorgang eine gefühlte Ewigkeit dauerte, verlor ich dadurch wahrscheinlich nicht mehr als 10-15 Sekunden. Mit der super Unterstützung einiger Zuschauer versuchte ich auf der 2km langen Schlussgeraden alles herauszuholen was irgendwie noch möglich war. Prompt reichte es mir wegen 8 Sekunden nicht mehr um die 20 Minuten-Grenze zu knacken. 

Trotzdem bin ich mit dem Resultat zufrieden, da ich erneut festgestellt habe, dass sich der Rückstand auf die Rennrad-Spezialisten in Grenzen hielt.

«All out» auf den letzten paar Metern.

E16 Eiger Ultratrail

Wenn man mehr als zwei Disziplinen trainiert muss man immer abwägen, was zu welchem Zeitpunkt welche Priorität hat. Ich wollte wie schon im letzten Jahr einen Berglauf in die Duathlon-Vorbereitung integrieren. Zum Einen erkenne ich im berghoch laufen viele positive Eigenschaften (Entwicklung der Schrittlänge bzw. Laufkraft oder eine tiefere muskuläre Belastung) und zum anderen gibt es neben Bergläufen coronabedingt weiterhin nur wenige Laufveranstaltungen.

Der Eigerultratrail lag vom Datum her ideal und bot mit dem E16 zudem eine Strecke, welche sich vernünftig in den Aufbau integrieren liess, ohne, dass im Anschluss eine grössere Erholungsphase eingelegt werden müsste.

So ging ich am 17. Juli um 9:30 Uhr mit einer gesunden Portion Nervosität in Grindelwald mit rund 300 anderen Athleten auf die 16km lange und mit 960 Höhenmetern gespickte Strecke. Nach rund 2km fand ich mich zusammen mit den beiden deutschen Athleten Benedikt Hoffmann und Philipp Stuckhardt in einer 3er-Gruppe an der Spitze liegend wieder. Hoffmann, seines Zeichens im deutschen Berglaufkader, zog dann jedoch Meter um Meter davon und wurde erst im Ziel wieder mit neuem Streckenrekord gesehen.

Leider musste ich auch Stuckhardt nach rund 4km ziehen lassen, verliess mich aber auf mein Gefühl und lief meinen eigenen Rhythmus weiter. So versuchte ich selber die Pace hochzuhalten und bei den sehr harten Anstiegen zu pushen und mich in den kleinen Abwärtspassagen etwas zu erholen. Glücklicherweise sah ich immer wieder das orange Trikot von Stuckhardt vor mir auftauchen, was mir zeigte, dass ich grundsätzlich nach wie vor sehr gut im Rennen lag. Zwischenzeitlich bewegte ich mich ziemlich am Anschlag, stellte aber gleichzeitig beruhigt fest, dass von hinten keine Gefahr drohte. Bis zur Zwischenzeit fing ich mir einen Rückstand von rund 50 Sekunden auf Platz 2 ein, merkte dann aber in den flacheren und Downhill-Passagen, dass ich plötzlich wieder näher kam. In diesem Moment beschloss ich auf «all in» zu gehen und nahm in den technischen Abschnitten einiges an Risiko. Tatsächlich zog ich bei Kilometer 14 an Stuckhardt vorbei. Die letzte kleine Gegensteigung kurz vor dem Ziel brachte mich beinahe zum explodieren, trotzdem konnte ich das Rennen in 1:17.05 auf dem 2. Rang mit einem Sicherheitsabstand von 15 Sekunden nach hinten beenden.

Während der Sieger Benedikt Hoffmann mit deutlichem Vorsprung gewann, lieferte ich mir mit Philipp Stuckhardt ein enges Duell um Platz 2.

Da ich nicht expliziter Berglaufspezialist bin und mir wohl auch die entsprechenden Laufkilometer fehlen, stellt dies ein fantastisches Resultat dar. Mehr hätte ich nicht erwarten dürfen.

Aber: Die exzentrische (bremsende) Belastung in den Abwärtspassagen forderte ihren Tribut. Noch selten hatte ich nach einem Rennen einen solchen Muskelkater…;-)