Welche Faktoren sind dir als Athlet/in wichtig, wenn du dich auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit einem Trainer oder einem Coach einlässt?
Ich möchte im folgenden Beitrag aufzeigen, was mein Verständnis von meinem Trainerdasein ist und wieso ich überzeugt bin, dass Coaching viel mehr ist, als einfach «nur» Trainingspläne schreiben und Daten analysieren.
Der Grundgedanke von Erfolg
Sind wir ehrlich: Der Erfolg eines Sportlers ist selten ein Zufallsprodukt. Er ist meiner Überzeugung nach das Ergebnis von drei verschiedenen Punkten: Planung, Kontinuität und Talent. Wobei ich Talent nicht nur als physische Grundkonstitution betrachte, sondern auch weitere Stärken wie beispielsweise mentale Einstellung, Durchhaltewille oder Selbstreflexion dazuzähle.
Was aber ist nun Erfolg? Ich würde Erfolg als etwas sehr Persönliches beschreiben. So kann das erfolgreiche Finish eines Halbmarathons ein genau gleich grosser Triumph sein wie das Gewinnen eines Schweizermeistertitels. Es ist also per se nichts Messbares, sondern etwas durch und durch Individuelles. Was mich im Besonderen daran interessiert, ist der Weg dorthin, den ein/e Athlet/in zurücklegt, um diesen persönlichen Erfolg zu erreichen.

Coaching bedeutet auf gut Berndeutsch «zäme schnure» auf Augenhöhe.
Am Anfang steht ein Kaffeegespräch…
In meinem Fall beginnt die Zusammenarbeit mit einem Athleten/einer Athletin immer bei einem Kaffeegespräch (selbstverständlich darf es auch ein Tee sein 😉) bei welchem genau über diese Vision, oder eben den persönlich angestrebten Erfolg, diskutiert wird. Ich finde es dabei wichtig, die Beweggründe und Antreiber von jemandem zu kennen. Welchen sportlichen Weg hat die Person hinter sich und wohin soll der künftige Weg führen?
…bevor es dann ans Trainieren geht.
Die Trainingsplanung selbst bildet im Grunde das Resultat der Auseinandersetzung mit dem Athleten/der Athletin. Dabei geht es nicht nur um die Festlegung und das «Abarbeiten» von Trainingseinheiten, sondern um eine strategische Planung, die auf den individuellen Leistungsstand, die Ziele sowie das Umfeld des Sportlers abgestimmt ist.
Damit ein solcher Plan schlussendlich Früchte tragen kann, sind verschiedene Faktoren entscheidend. Dabei kommen hier zwei meiner Grundsätze zum Einsatz:
Gut geplant ist halb trainiert – Ich plane als Trainer die richtigen Inhalte zum richtigen Zeitpunkt!
Ein Plan ist nur so gut wie er umgesetzt wird – Ich setze als Athlet die geschaffenen Voraussetzungen um!
Wer diese beiden Sätze genauer betrachtet, erkennt die unterschiedlichen Betrachtungsweisen darin. Der erste bezieht sich auf die Arbeit des Trainers, welcher die Grundlage zur Trainingsdurchführung gibt, während der zweite den Athleten in die Pflicht nimmt.
Es impliziert also auch, dass der gewünschte Erfolg aus einer Zusammenarbeit zwischen Trainer und Athlet zustande kommt.

Coaching ist Support und Unterstützung vor Ort.
Der richtige Trainingsplan…
Wer «nur» einen Trainingsplan benötigt, wird im Internet ganz bestimmt fündig. Es geistern tonnenweise Trainings- und Ernährungspläne in ganz unterschiedlicher Qualität herum. Ich bin auch der Meinung, dass solche «Standardpläne» in gewissen Situationen durchaus funktionieren können. Wenn ich aber in den letzten 10 Jahren meiner Trainertätigkeit etwas gelernt habe: Dem «Standard» entsprechen die wenigsten Menschen! Jede/r bringt andere Voraussetzungen mit und befindet sich in anderen Lebenssituationen. Genau hier ändert sich meine Rolle und aus dem Trainer wird der Coach, welcher gemeinsam mit dem Athleten herauszufinden versucht, welcher Plan und welcher Weg für ihn am besten passt.
…resultiert aus einer guten Zusammenarbeit!
Dabei sind es insbesondere folgende Punkte, welche ich als weitere Erfolgsfaktoren betrachte:
Austausch und Kommunikation
Ein offener Austausch und eine klare Kommunikation sind essenziell, um die Bedürfnisse des Athleten zu verstehen. Zudem soll jederzeit auf Augenhöhe miteinander kommuniziert werden können.
Lernen und Weiterentwicklung
Wie so vieles im Leben ist auch der Sport ein ständiger Lernprozess. Lernen bedeutet nicht nur, neue Techniken zu verfeinern oder an der physischen Leistungsfähigkeit zu arbeiten, sondern auch, an den gemachten Erfahrungen zu wachsen. Dabei findet das Lernen beim Athleten aber auch bei mir als Trainer fortlaufend statt. Ein Trainer/Coach ist nie allwissend sondern muss den Anspruch haben sich persönlich und fachlich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Fortschritte aufzeigen und feiern
Bekanntlich wird Motivation durch Fortschritte zusätzlich angefeuert. Diese erfolgen jedoch nie linear und drücken sich nebst verbesserter Leistungsfähigkeit in ganz unterschiedlichen Formen aus: eine verbesserte Technik, schnellere Erholungszeiten oder mentale Durchbrüche.
Begleitung und Betreuung
Ich betrachte meinen Beruf als Begleitung von Athleten. Schwierige Phasen gehören leider (oder zum Glück?) genau wie Erfolge, ebenso zum Sport-Alltag dazu. Als Athlet-Trainer-Team lassen sich solche Hürden und Herausforderungen jedoch wesentlich leichter meistern und die richtigen Erkenntnisse daraus ableiten.

Gemeinsame Trainings können ebenso Teil des Coachings sein.
Ein möglicher Schlüssel zum Erfolg
Ich würde es als anmassend empfinden zu sagen, dass man ohne Trainer/in keinen Erfolg haben kann. Es gibt viele sehr erfolgreiche Sportler/innen, welche sich selbst coachen. Dazu braucht es jedoch jahrelange Erfahrung und ein sehr gutes Verständnis über physische und mentale Mechanismen, sowie ein ausgeprägtes Körpergefühl.
Wichtig ist jedoch zu verstehen, dass «Trainer» de facto ein offizieller Beruf ist, welchen man ebenfalls erlernt und dem im Optimalfall eine fundierte, mehrjährige Ausbildung sowie persönliche Erfahrungswerte zugrunde liegen. Insofern kann ein Trainer in verschiedener Hinsicht einen Mehrwert bieten.