Neue Pläne für ein finales Jahr
Neue Wege
Mit dem Saisonabschluss beim Elbaman kam gleichzeitig auch die Phase des Nachdenkens und der Veränderungen. Länger schon befasste ich mich mit dem Gedanken, wann wohl der beste Zeitpunkt ist um mit dem Elite-Sport aufzuhören. Spürte ich doch bereits zu Beginn des Jahres eine gewisse Müdigkeit, welche sich breit machte. Nach vielen wertvollen Gesprächen und einer teilweise nicht ganz einfachen Auseinandersetzung mit dem «Rücktrittsgedanken», reifte der Entscheid zunehmend. So wird die Saison 2026 wohl mein finales Jahr sein.
Glücklicherweise kenne ich diesen Schritt bereits aus meiner Zeit als 400m-Hürdenläufer. Dort musste ich 2013 in der Vorbereitung auf die EM-Qualifikation aus gesundheitlichen Gründen die Reissleine ziehen.
Ich merkte in diesem Zusammenhang auch, dass ich meine Trainingsstruktur für diese finale Phase unbedingt anpassen möchte. Nach drei Jahren beendete ich daher die durchaus erfolgreiche Zusammenarbeit mit sisu-Training. Der Duathlet entwickelte sich in dieser Zeit definitiv weiter – daher geht ein Dankeschön raus in Richtung Frankfurt!
Im Herbst meiner «Karriere» möchte ich jedoch noch einmal die eigene Verantwortung für meinen sportlichen Weg übernehmen und versuchen, gewisse Grenzen weiter zu verschieben. Unterstützung und Begleitung erhalte ich dabei von meiner Schwimmtrainerin Dominique Diezi, welche mir als Coach zur Seite stehen wird. Bereits im Laufe dieser Saison durfte ich immer wieder auf ihre wertvolle Unterstützung zählen, weshalb es für mich die logische Konsequenz war, die Zusammenarbeit auszubauen.
So ging es Ende Oktober nach mehrwöchiger Pause zum Kick Off mit, welch ein Wunder, einer Schwimmeinheit los. Mit der erarbeiteten Jahresplanung haben wir nun auch die Klarheit, wo der Weg 2026 hingehen soll und vor allem wie er aufgebaut wird. Ich freue mich riesig auf meine «Bucketlist-Rennen», welche ich im kommenden Jahr in Angriff nehmen werde. So wird der Weg über Portocolom, Walchsee, den Schwarzwald bis nach Almere führen.
Es freut mich zudem sehr, auch 2026 Teil der Duathlon Nationalmannschaft sein zu dürfen. Eine besondere Ehre für mich ist die Nominierung für den «Duathlet des Jahres 2025».
Falls ihr denkt, dass der Duathlon-Senior diesen Titel verdient, freue ich mich über eure Stimme.
Trophée Vallée du Flon
Zurück in der Gegenwart: Wie bereits in den vergangenen Jahren, bestritt ich auch in diesem Frühwinter einige wettkampfmässige Trainingseinheiten. Aufgrund unseres neuen Wohnortes Sugiez, suchte ich nach entsprechenden Rennen in der erweiterten Nachbarschaft. Waren mir die Wettkämpfe in der Romandie weitestgehend unbekannt, freute ich mich darauf, an ein paar dieser Läufe teilzunehmen. Nur eine Woche nach dem Kick-Off machte die Trophée Vallée du Flon den Auftakt. Nach vier Wochen Offseason (irgendein Mix zwischen teils totaler sportlicher Abstinenz und Freestyle-Einheiten) war ich trotzdem bereit, um einen ersten Wettkampfversuch zu starten. Ich finde solche Zwischensaison-Rennen immer extrem wertvoll für den Kopf. Man kann sie entspannt und mit einer grossen Portion Gelassenheit angehen.
Aufgrund der Ergebnisse der letzten Jahre, räumte ich mir Chancen auf den Tagessieg ein. Der Kontrollcheck der Startliste machte jedoch deutlich, dass dieses Unterfangen sehr schwierig werden sollte. Mit Jeremy Schouwey und Matthieu Deillon standen zwei Fribourger Topläufer am Start. Im grössten Regenwetter standen uns nun 12.5km mit 250 Höhenmeter quer durch Wälder und über Wiesen bevor. Zugegebenermassen hätte ich mir den Auftaktlauf wettertechnisch etwas anders vorgestellt. Nachdem es auf den ersten zwei Kilometer auf der Strasse noch moderat zur Sache ging, war der Spass beim ersten Aufstieg vorbei. Durch Schlamm und zentimetertiefe Pfützen kämpfte ich mich teils rutschend teils laufend voran. Schouwey setzte sich nicht ganz überraschend bereits etwas ab und so kämpfte ich mit Deillon um den 2. Platz. Nachdem es mich auf einem abschüssigen und schmierigen Rasenstück beinahe hingelegt hatte, besann ich mich kurz und liess von nun an eine gewisse Vorsicht walten. Einen Misstritt oder Schlimmeres wäre einfach nur dumm gewesen, da es für mich ja eigentlich um nichts ging an diesem Rennen. Beim Hinunterlaufen in Richtung Ziel waren Hände und Füsse aufgrund der Kälte und des Windes nahezu taub. So verlor ich einen Moment lang den Fokus und damit auch das Duell um den 2. Platz. Mit einem souveränen Podestplatz und einer absolut zufriedenstellenden Laufleistung sicherte ich mir jedoch einen erfreulichen Einstieg in das Wintertraining.
Unterwegs mit Matthieu Deillon durch das windige Fribourger Regenwetter. Die Wettkampfpause machte sich deutlich bemerkbar und so liess ich gutes Mass an Kontrolle in den Lauf einfliessen.
Verticale Hauterive
Nicht im Regen dafür im grössten Nebel fand eine Woche später ein weiterer Trainingswettkampf in Hauterive, direkt am Neuenburgersee, statt. Die Aufgabe beim Verticale Hauterive war denkbar einfach: So schnell wie möglich von 430m ü. M. auf einer 3.8km langen Strecke hoch zur Bergstation des Funiculaire Chaumont auf 1089m ü. M. Das ergibt eine fast 20% Durchschnittsteigung. Der Name «verticale» ist also Programm!
Die zweite Woche fühlte sich wie immer nach einem Trainingseinstieg etwas zäh an und so stand ich mit ziemlich schweren Beinen an der Startlinie am See. Beim Beginn der Steigung unterhalb der Altstadt von Hauterive zog sich das Feld bereits in die Länge. Ich lief vorneweg und wollte einfach einen passablen Rhythmus finden, in der Hoffnung, um den Tagessieg ein Wörtchen mitzureden. Dem Angriff des Romands Mikko Erni hat ich jedoch nichts entgegenzusetzen. Dieser flog förmlich den Berg hinauf und stellte einen neuen Streckenrekord auf. Dahinter kämpfte ich, wie schon in der Woche zuvor, um den 2. Platz, wobei ich meinen Motor kurzfristig etwas überdrehte. In dieser Steigung ein Fehler, da man zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit hat durchzuschnaufen. Der französische Bergläufer Emilien Monnier-Benoit zog mir daher Meter um Meter davon und so wusste ich bereits nach Rennhälfte, dass es nur noch um die Zeit ging. Völlig am Anschlag lief ich unter dem Tour du Chaumont hoch zur Bergstation. Nach 27:20min kam ich schliesslich in einer absolut passablen Zeit im Ziel an.
Ich kam völlig blau auf dem Chaumont an. Man kann sich kaum so ausbelasten wie bei Bergläufen.
À travers Avenches
Unterdessen waren sechs Wochen Training vergangen. Eher etwas spontan entschloss ich mich zur Teilnahme am Nachtlauf «À travers Avenches». Zum Einen, weil der Lauf in unmittelbarer Nähe von unserem Wohnort liegt und zum Anderen, weil ich den Formstand mal ernsthaft checken wollte. Nachdem ich im vergangenen Monat jeweils zwischen 3-4 Stunden pro Woche geschwommen war und auch sonst primär Basisarbeit zu Fuss und auf dem Bike verrichtet habe, war ich gespannt zu sehen, was damit möglich war.
Das Ambiente in der beleuchteten Altstadt von Avenches war sehr speziell und die Vorfreude auf die fünf Runden rund um und durch die Stadt stieg an. Die kalte und sternenklare Nacht verlieh dem Ganzen beinahe etwas Magie.
Zum Glück lief ich die Strecke nochmals ab, denn die hatte es in sich: Neben rund 120 Höhenmeter auf den 7.9km gab es neben unbeleuchteten Teilen und Pavé-Abschnitten auch eine Treppe zu meistern. Es galt also einen klaren Kopf zu behalten und etwas Vorsicht miteinzuplanen.
Wie bei allen bisherigen Rennen in der Romandie kannte ich die Konkurrenz noch nicht so gut und war daher gespannt, was auf der ersten Runde passieren würde. Das recht grosse Hauptfeld mit über 200 Teilnehmenden zerlegte sich gleich nach dem Start in seine Einzelteile. Ich wollte es eigentlich defensiv angehen aber das Tempo war mir nach 500m etwas zu langsam und so beschloss ich kurzerhand das Zepter selbst in die Hand zu nehmen. Nach der ersten Zielpassage waren wir noch zu dritt, eine Runde später noch zu zweit. Mit Mathias Blaise, Mitglied des belgischen OL-Nationalkaders, hatte ich einen sehr starken Konkurrenten neben mir.
Nach einer Runde waren wir nur noch zu dritt an der Spitze. Die Strecke erwies sich als deutlich coupierter als erwartet.
Nach anderthalb Runden übernahm er die Führungsposition und ich musste kurz etwas die Zähne zusammenbeissen, um den Rhythmuswechsel zu verkraften. Danach konnte ich das hohe Tempo aber gut mitgehen und legte mir den Schlachtplan für die letzte Runde zurecht. Abschütteln liess er sich nicht was bedeutete, dass ich mich in Geduld üben musste. Denn ich spürte, dass ich heute den Kopf und die Beine hatte, um sehr tief zu gehen. Die geeignete Stelle zum finalen Angriff erschien mir rund 800m vor dem Ziel zu liegen: Nach einer leicht abfallenden Passage ging es in die langgezogene Gegensteigung hoch zu eben dieser besagten Treppe. Ich nahm den Abwärtsschwung mit, zog kurz vor der tiefsten Stelle das Tempo an und drückte voll in die Steigung hinein. Ich realisierte, dass die Lücke aufging, was mir zusätzlichen Schwung verlieh. Um die Hausecken herum schaffte ich es, dass mich mein Verfolger nicht mehr sehen konnte, was mir einen entscheidenden Vorteil gab. Ein letztes Mal ging es vorbei an Nadia, die mich mit breitestem Walliserdialekt anfeuerte (ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen) und gefühlt überall an der Strecke anzutreffen war. So musste ich die letzte Steigung hoch zur Altstadt und dem Zieleinlauf nicht mehr ganz durchziehen und durfte mich über den dritten Tagessieg in diesem Jahr freuen. Ein schöner Moment nach einem tollen Duell.
Irrtum vorbehalten: Mit einer Zeit von 25.29 Minuten konnte ich zudem sogar den Streckenrekord unterbieten.
Weihnachtsstimmung auf dem Place de l’église in Avenches. Supercool, dass ich das Wettkampfjahr 2025 so abschliessen konnte.
Nach 6 Wochen Training…
…darf ich mit gutem Gewissen sagen, dass der Einstieg in den Winter mehr als geglückt ist. Nicht nur aus leistungsmässiger Sicht, sondern vor allem auch aus der Perspektive des Spassfaktors. Und ich halte einmal mehr fest: Solide und vielseitige Basisarbeit ist immer der entscheidende Faktor! Sei es als Grundlage zur Leistungsentwicklung oder Verletzungsprävention. So geniesse ich eben auch vereinzelte Ausflüge auf die Langlaufskis, Trailläufe oder Graveltouren.
Drei tolle Rennen in der Romandie sind in den Beinen, eine geniale Trainingsregion liegt vor der Haustüre und ein super Team habe ich an der Seite. Auf geht’s in die nächsten Wochen!
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