Wettkampfreicher Juli
Duathlon Schweizermeisterschaften 2025
Erstaunlicherweise war ich nach der Langdistanz in Moritzburg nicht total im Elend sondern erholte mich physisch und auch mental relativ schnell.
Im Wissen darum, dass nur 3 Wochen später mit der Duathlon Schweizermeisterschaft ein weiterer wichtiger Event anstehen wird, versuchte ich die richtige Dosis zwischen Erholung und Training zu finden. Die Wochen standen nebst Tagesgeschäft, Training zusätzlich auch im Zeichen von Zügeln. Dies stellte eine teilweise doch recht hohe Gesamtbelastung dar, welche sich in vielerlei Hinsicht etwas spürbar machte. Stress gepaart mit Müdigkeit. Zwei Wochen nach dem Umzug und eine Woche vor der SM beschloss ich trotzdem spontan in meiner neuen Zuhause-Region am Inserlauf teilzunehmen. Dies stellte nach fast zwei Wochen Laufpause zwar ein ziemlich happiger aber eben zweckmässiger Formaufbau hinsichtlich der Schweizermeisterschaft dar.
Bei satten 32 Grad gewann ich die hügligen und geländelastigen 10km-Lauf in sehr zufriedenstellenden 33:55min vor Antoine Grisel, einem starken Marathonläufer aus der Region. Insofern stellte das eine gute Referenz dar und zeigte, dass die Laufform trotz Pause nach wie vor gut war. Von à-jour gab es sogar noch einen kleinen Bericht.

Geschenkt wurde mir der Tagessieg in Ins nicht.
Mit den Duathlon-Schweizermeisterschaften war es in den vergangenen Jahren so eine Sache. Nachdem ich 2021 meine ersten Medaillen holte, musste ich in den darauffolgenden Jahren etwas untendurch und konnte mir erst 2024 in Wallisellen wieder Bronze sichern. Mit Gossauer, Zehnder, Alagona und Ueltschi waren die üblichen Verdächtigen allesamt am Start. Von Rang 1 bis Rang 5 konnte es so ziemlich alles geben. Meine Taktik war ziemlich simpel: Im Auftaktlauf von Beginn weg Druck machen und dann auf dem Bike meine zumindest gefühlt gute Form ausspielen. Fabian Zehnder schien die gleiche Absicht zu haben und drückte das Gaspedal von der Spitze weg voll durch und so liefen wir die ersten 5km in einer Sub16 an. Nach einer Runde waren wir eine Sechser-, nach zwei Runden nur noch eine Vierergruppe. Ich musste auf den letzten 2km ziemlich auf die Zähne beissen und dann kurz in den dunkelroten Bereich gehen, als Gossauer vor dem Wechsel eine Attacke setzte. So kam ich auf Rang 2 liegend mit Zehnder in die Wechselzone und konnte dank einem sehr schnellen Wechsel wieder zu Gossauer aufschliessen.

Ein guter Wechsel ist Gold wert…
Kurzerhand setzte ich auf dem ersten Bike-Kilometer zum Gegenangriff an und beschloss die Zügel selbst in die Hand zu nehmen. Tatsächlich riss die Lücke zu Zehnder und Alagona weiter auf. Gossauer blieb erwartet hartnäckig und zog im Aufstieg an mir vorbei. Er rief mir noch zu, dass wir zusammenarbeiten sollten – im Grunde die perfekte Ausgangslage, wie ich sie mir gewünscht hatte. Nun machte sich aber der fehlende Punch in den Beinen bemerkbar und ich konnte trotz aller Anstrengung nicht verhindern, dass die Lücke Meter um Meter aufging.
So spulte ich die restlichen 17km allein ab, bekam aber kurz vor dem Wechsel Gesellschaft durch Alagona, welcher mich noch einholte. Ziemlich gekocht von dem Investment der letzten 45min ging es auf den zweiten Lauf von 3km.

Hier noch auf Rang 2 liegend. Im Hintergrund ist Andrea Alagona dabei, die Lücke zu schliessen.
Mit bleischweren Beinen lief ich los und so gelang es mir einmal mehr nicht, mich an die Fersen von Alagona zu heften. Von hinten drückte nun der ausser Konkurrenz startende Holländer Wout Driever und kam langsam näher. Ich wollte jedoch neben der Medaille auch in der Tageswertung auf jeden Fall auf dem Podest bleiben und mobilisierte noch einmal alles, was ging. Tatsächlich fühlten sich die Beine in der letzten Laufrunde nun deutlich besser an und ich konnte schlussendlich meine insgesamt vierte SM-Medaille nach Hause laufen. Ich trauerte keine Sekunde irgendeiner verpassten Chance nach, sondern freute mich riesig über den Erfolg. Gegen den heutigen Überbiker Jens Gossauer und den laufstarken Andrea Alagona waren schlicht kein Kraut gewachsen.

Gute Laune bei allen Medaillengewinnern. So sehr man sich im Rennen «aufs Dach» gibt, so kollegial ist es im Ziel.
Mitteldistanz Erlangen
Die Triathlon-Mitteldistanz in Erlangen kam eigentlich etwas zu früh und im Prinzip nicht ganz passend vom Saisonzeitpunkt. Ich hatte mir das Rennen jedoch herausgestrichen, um meine Form weiter zu pushen und gleichzeitig an ein paar Stellschrauben zu drehen. So wartete auch in Erlangen ein starkes Feld von über 400 Athleten und eine, ich nehme es vorneweg, absolut geniale Organisation.
Schwimmen, 2km
Das etwas zu lange Schwimmen kompensierte die etwas zu kurze Radstrecke und stellte vor allem mental eine Challenge dar. Geschwommen wurde im Main-Donau-Kanal. Auf der einen Seite ging es einen Kilometer nach oben, auf der anderen wieder zurück. Das klingt einfach, ist aber für jeden zweitklassigen Schwimmer insofern herausfordernd, als dass ein schnurgerader Kilometer noch so ziemlich lange aussieht.
Ich absolvierte das gleiche Einlaufprogramm wie bereits in Moritzburg, merkte aber, dass nicht ganz der Fokus vorhanden war, welchen ich mir gewünscht hätte. So kam ich leider nie in einen akzeptablen Rhythmus und hatte, trotz gerader Strecke, etwas Mühe die Linie zu halten. So stieg ich wenig überraschend als 27er aus dem Wasser. Zum Glück hörte ich den Rückstand nicht, den mir Nadia zurief: Eine 10min-Packung versaute mir im Prinzip den angestrebten Podestplatz.
Bike, 84km
Ich wollte auf dem Bike, wie in den letzten Mitteldistanzen auch schon, einfach drauflosfahren und mich irgendwo knapp über 300 Watt einpendeln. So sammelte ich Athleten um Athleten ein, pflügte mich durch das Feld der Kurzdistanzathleten, fand aber erst nach 20km den gewünschten Rhythmus. Ich war nun knappe zwei Stunden im totalen Blindflug und hatte null Ahnung, wo ich mich im Rennen befand. Ein Orientierungspunkt war der diesjährige Sieger des Würzburg-Triathlons, Dominik Link, der mir als Referenz dienen sollte. Diesen bekam jedoch vorerst nicht zu sehen. Generell begegnete ich nach 50km keinem anderen Athleten mehr, einzig ein paar Autos bremsten mich teilweise etwas unglücklich aus. Aber das gehört halt dazu. Sehr positiv hingegen war zu merken, dass die Zeiten von Energiedefiziten und Probleme mit der Kohlenhydrataufnahme definitiv der Vergangenheit angehören. Mein Motor lief und so konnte ich die Werte bis ganz zum Ende durchziehen. Ich versuchte bei den Streckenposten irgendwie abzulesen, wo im Rennen ich mich ungefähr befand – vergeblich.

Leider musste ich einmal mehr alles alleine fahren. Teilweise regenete es wie aus Kübeln.
Lauf, 21km
Kurz vor der Wechselzone fuhr ich nochmals auf eine Gruppe auf, was mir doch noch etwas Mut machte. Ich schnappte mir den Wechselbeutel, rannte in das Wechselzelt und wurde dort wie schon beim ersten Wechsel hervorragend durch die Helfer betreut. Alles wurde mir in Sekundenschnelle bereitgelegt, so dass es mir plötzlich fast zu schnell ging. Ich hörte noch ein „viel Spass“, dann war ich bereits unterwegs. Nach 500m stand Nadia bereit und informierte mich über die Situation: Rang 10 und 3min hinter dem besagten Dominik Link. Gross Zeit zum Ärgern blieb nicht, vielmehr wollte ich nun ausloten was läuferisch möglich ist. Beim Herauslaufen aus dem Stadion hängte sich ein anderer Athlet bei mir an. Claudio Schanze, Sieger der Halbdistanz vom Knappenman 2024, war einer der Lokalmatadoren und, so hörte ich es immer wieder von seinen Supportern, offenbar ein starker Läufer. Er fragte mich kurz, was ich laufen will, und so kam es zu einer spontanen, aber sehr wertvollen Zusammenarbeit. Ich drückte vorneweg ziemlich kompromisslos auf das Gaspedal und er heftete sich hartnäckig an die Fersen. Win-Win also. So machten wir uns als Duo auf die Aufholjagd und arbeiteten uns tatsächlich allmählich nach vorne. Durch knöcheltiefe Pfützen und rutschige Passagen ging es vier Runden um den Main-Donau-Kanal. Eine Schrecksekunde hatte ich ca. bei Rennhälfte als mir der Fuss wegknickte und ich vor Schmerz kurz aufschrie. Ich kaschierte den Misstritt und versuchte diesen im Adrenalin verschwinden zu lassen.

Gemeinsam mit Claudio Schanze lief ich noch einen 1:18er Halbmarathon. Wir beide konnten von dieser Konstellation profitieren.
Wir kassierten Link ebenfalls und waren eingangs der letzten 5km-Runde noch knapp 90 Sekunden hinter den Top5. Wir sprachen uns zwischendurch noch kurz ab, ob wir in der letzten Runde den Rang aussprinten wollten, einigten uns aber darauf gemeinsam ins Ziel zu laufen. Per kurzem Handschlag war auch das besiegelt. Er wollte mir den Rang sogar überlassen, da ich alles von vorne lief. Respekt vor dieser Einstellung und Fairness! Ich versuchte nun in der letzten Runde das Tempo so gut es ging zu halten und hoffte auf ein Wunder, um den 5. Rang noch zu holen und damit zumindest ein klein wenig Preisgeld zu ergattern. Zwar ging die Lücke zu Schanze unfreiwillig auf und so bestritt ich die letzten paar Kilometer noch ohne Begleitung. Im Ziel aber lief ich schlussendlich mit 50 Sekunden Rückstand auf Rang 6 ein. Ich haderte jedoch nicht lange sondern freute mich über die gelungene Rad-Lauf-Kombi und vor allem die gute Einstellung bzw. die coole Begegnung mit Schanze auf dem Halbmarathon.
Ironman und Challenge? Ja, ist definitiv auch cool. Aber einmal mehr muss ich festhalten, dass genau solche Veranstaltungen wie der Erlanger Triathlon für mich ein Vielfaches wertvoller sind.

Mit neuer Mitteldistanz-Bestzeit von 3:55 Stunden lief ich schliesslich auf Rang 6 ein.
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