Half Iron de Semnoz – Ein Härtetest für Kopf und Beine

Half Iron de Semnoz - Ein Härtetest für Kopf und Beine

Der Half Iron du Semnoz stellte in diesem Jahr den Auftakt in die Triathlon-Saison dar. Nachdem ich bei der Duathlon-WM in Alsdorf mit dem 14. Rang ein gutes Ergebnis erzielen konnte, durfte ich auf meine Rad- und Laufform vertrauen. Im Wissen darum, dass es Mitte Mai bereits heiss werden könnte und ich daran in der Vergangenheit oftmals gescheitert war, integrierte ich vermehrt Hitzeadaptationen ins Training.

Der Half Iron du Semnoz ist ein ziemliches Brett von einer Mitteldistanz. Nach einem leicht verkürzten Schwimmen, folgt mit den 73km inklusive 1600 Höhenmeter das eigentliche Kernstück der Halbdistanz. Man fährt nach der Wechselzone von Beginn weg nur bergauf, bis man nach 33km den Kulminationspunkt erreicht. Der Col du Semnoz selbst ist mit einer Steigung von 8.5% über 11km ein ziemlicher Brocken. Der Semnoz war 2013 als Pass der „hors catégorie“ an der Tour de France klassifiziert und wurde als Bergankunft angefahren.

Während also fast die gesamte erste Hälfte ein konstantes Bergauf-Fahren war, bestanden die restlichen Kilometer aus Abfahrt und einem leicht abfallenden Flachstück zurück zur Wechselzone. Lange überlegte ich daher hin und her, wie das optimale Set Up auf dem Bike aussehen könnte, da der Grossteil der Fahrzeit bergauf geht. Im Endeffekt war jedoch schnell klar, dass ich mit den Trainingsräder bzw. den 57mm Felgen und damit ohne Scheibe fahre. Ebenfalls versuchte ich an Gewicht zu sparen und fuhr nur mit der Aeroflasche plus einer Wasserflasche zwischen den Armen. Pacing hatte ich keines. Drücken was geht war die Devise.

Das Feld war mit vielen starken und bergfesten französischen Triathleten, darunter einigen PROs, sehr gut besetzt. Aufgrund meiner letzten Resultate erhoffte ich mir, trotz Schwimmschwäche, um die Medaillen mitreden zu können.

Ziemlich tiefenentspannt richtete ich mich in der Wechselzone ein.

Schwimmen, 1.5km

Der Start erfolgte erst um 11:30 Uhr, was bedeutete, dass wir voll in die Mittagshitze hineinliefen bzw. schwammen. Tatsächlich war an diesem Sonntag der erste (früh)sommerliche Tag mit sehr warmen Temperaturen gemeldet. Insofern war ich froh, mich vorgängig mit der Hitze vertraut gemacht zu haben.

Das Schwimmen wurde mit einem Massenstart eröffnet. Ich versuchte mir entsprechend Platz zu verschaffen in dem Getümmel, bekam aber dennoch einige Hiebe ins Gesicht ab. Kurz vor der ersten Boje spürte ich auf einmal wieder die aufkommende Panik wie ich sie im letzten Jahr in Thun erlebt hatte. Es waren schwierige Minuten, welche mich zwar etwas Zeit kosteten, aber schlussendlich erlangte ich dank ein paar Beruhigungsmethoden die Selbstkontrolle zurück. Immerhin konnte ich danach das Feld etwas von hinten aufrollen. Ein leichter Frust machte sich trotzdem breit als ich beim Schwimmausstieg erneut über 5min auf die Spitze intus hatte. Nach den doch ziemlich grossen Investitionen in diese Disziplin war das sicher noch nicht das erhoffte Resultat.

Bei den Triathlons ohne Label werden die Rennen fast immer mit Massenstart eröffnet. 

Bike, 73km/1600Hm

Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich mich auf dem Bike einigermaßen sortiert hatte. Danach hiess es zufahren und sich nach vorne orientieren. Nach etwa 10km war ich dann im Rennen angekommen und fand mich einer alles andere als funktionierenden 3er Gruppe wieder. Es wurde unglaublich mühsam gefahren. Wenn ich mal versuchte eine Ablösung zu fahren, sprang 30 Sekunden später bereits wieder einer nach vorne um dann gleich wieder Druck rauszunehmen. Im flachen und leicht hügligen Gelände hatte ich einen sehr guten Zug und versuchte dennoch auf das Tempo zu drücken. Im langen Aufstieg zum Col du Semnoz zerfiel die Gruppe und ich fuhr schlussendlich allein nach oben. Die ersten 90min bis auf den Pass drückte ich mit 320 Watt durch, was sicher Oberkante des Sinnvollen war. Nach diesem Effort meldeten sich denn auch kleinere Krampfansätze in den Oberschenkeln. Trotzdem verlor ich in diesem Aufstieg auf die Spitzenfahrer ganz vorne weiter an Zeit – gegen die französischen Kletterspezialisten hatte ich nichts zu melden. In der darauffolgenden Abfahrt wären Streckenkenntnisse sicher von Vorteil gewesen und so kassierte ich innerhalb von 10km Abfahrt weitere 1-2 Minuten. Technisch fehlen mir schlicht die Skills um bei über 60km/h „auf Teufel komm raus“ zu attackieren. Der teilweise schlechte Belag und die Bodenwellen (in Frankreich «policiers morts» genannt…) zwangen mich zu 110% Fokus. Bei der 20km langen Rückfahrt nach Rumilly zählte ich dann wiederum zu den Schnellsten, was aufzeigt, dass ich im „normalen“ Terrain konkurrenzfähig bin. Die Hitze war nun, wieder im Tal angekommen, drückend und ich versuchte weiterhin gut zu kühlen.

Im Duathlon-Suit einen Triathlon bestreiten 😉 Leider waren die Vereinskleider noch nicht bei mir eingetroffen, weshalb ich mich halt als Schweizer Duathlet outete 😉

Run, 18km/110Hm

Beim Hineinlaufen in die Wechselzone befand ich mich im totalen Blindflug bezüglich Rang und Abständen. Was ich aber spürte waren die 28 Grad, welche im Zielraum herrschten. Nach einem guten Wechsel kam beim Verlassen der Wechselzone etwas Ernüchterung auf als ich erfuhr, dass ich lediglich auf Rang 9 lag und einen Abstand von knapp 15 Minuten auf die Spitze hatte. Nun musste ich vor allem mental etwas auf die Zähne beißen, da ich mir ehrlichgesagt eine andere Position erhofft hatte. In der ersten Runde konnte ich einen Rang gut machen und bekam die Info, dass ich nach vorne weiter an Boden gutmachte. Die Strecke war zwar attraktiv zu laufen, hatte aber Abschnitte, welche hin und her und über Stock und Stein führten, sowie einen kleinen Hügel, welchen es achtmal zu überlaufen galt. Insofern achtete ich nicht gross auf irgendwelche Kilometerzeiten, sondern spulte einfach die 18km runter. Im Vergleich zu den letzten Jahren kam ich mit der Wärme sehr gut zurecht und konnte sowohl die Verpflegung als auch Kühlung sauber durchziehen. Ein klarer Fortschritt also!

Im ersten Moment war ich im Ziel über den 8. Rang zwar etwas enttäuscht aber ein genauerer Blick auf die Daten zeigte mir dann, dass ich auf diesem unbekannten Kurs eigentlich sehr viel richtig gemacht hatte. Die Rad-Lauf-Kombi konnte ich zwar noch nicht ganz perfekt ausspielen aber durch die kleineren Probleme im See und die extrem selektive und mir unbekannte Radstrecke lag schlicht nicht mehr drin.

Was aber bleibt ist ein gutes Gefühl und die Gewissheit, dass auch im Triathlon der Sprung nach vorne im Gange ist. Ich habe nun mit meiner Schwimmtrainerin, Dominique Diezi, genau analysiert was da im Wasser schiefgelaufen ist und bin überzeugt die richtigen Rückschlüsse gefunden zu haben. Nächster Halt: Triathlon Langdistanz in Moritzburg

Gut durchgekocht im Ziel. Die 18km über Stock und Stein hatten es dann nochmals in sich. Die Moral blieb jedoch vorhanden, auch wenn der Zug in Richtung Podest abgefahren war. 

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