Mitteldistanz Challenge San Remo

Mitteldistanz Challenge San Remo

In diesem Jahr sollte der Saisonabschluss für einmal etwas anders aussehen. Da wir im Herbst ohnehin an der ligurischen Küste ein paar Tage Ferien geplant hatten, würde die am 22. September stattfindende Challenge San Remo das letzte Rennen der nun doch schon ziemlich langen Saison 2024 darstellen. Das Streckenprofil sollte mir entgegenkommen und zudem wollte ich noch einmal den direkten Vergleich mit den PRO-Triathleten haben. Was beim Allgäu-Triathlon zu einem Top-Ergebnis geführt hatte, sollte hier also noch einmal funktionieren.

Der Knackpunkt an der ganzen Sache war, dass das Rennen nur zwei Wochen nach der Duathlon Langdistanz WM stattfand und die Erholung dabei äusserst knapp war. Ich hatte nach Zofingen einen derart fürchterlichen Muskelkater, dass selbst kurze Einheiten auf dem Smartrainer mühsam waren.

Anfangs Woche fühlten sich die Beine jedoch soweit erholt an und die beiden wettkampfnahen Einheiten gingen erstaunlich ring. Was ich nicht einkalkuliert hatte, war die Erkältung, welche mich am Mittwoch mit voller Wucht traf. So wurde die Anreise nach San Remo eher anstrengend und Folge dessen machte ich zwei Tage komplett Pause. Das Gefühl am Samstag sollte mir Klarheit bringen, ob ein Start drin liegen würde oder nicht.

Am Samstagnachmittag fühlte ich mich das erste Mal wieder nahe am «Normalzustand», so dass ich beschloss den Start wie geplant durchzuziehen.

Beinahe etwas mystische Bedingungen am Sonntagmorgen. Das Wasser war glasklar und eigentlich sehr angenehm.

Schwimmen, 1900m

Nach dem Einschwimmen am Sonntagmorgen hatte ich kurzerhand einen grösseren Hustenanfall, welcher bei meiner Frau und mir ein paar Stirnrunzeln verursachte. Kurz nach 8 Uhr sprang ich dann trotzdem mit rund 200 anderen Athleten ins Mittelmeer. Bereits nach den ersten Zügen ahnte ich, dass es heute extrem zäh werden würde. Beim Landgang nach der Hälfte des Schwimmens fühlte sich die Atmung schwer an und von Leichtigkeit war nichts zu spüren.

Dass ich nicht gerade ein Fisch im Wasser bin, ist mir klar. Das Schwimmen war jedoch unterirdisch und ich kassierte bereits einen solch hohen Rückstand, dass das Rennen eigentlich schon fast gelaufen war.

Nach einem unglaublich trägen Schwimmen war ich froh, endlich aus dem Mittelmeer steigen zu können.

Bike, 82km, 1450Hm

Einer der Gründe für meine Teilnahme an diesem Rennen war die sehr hüglige Bikestrecke. Dadurch begründet fuhr ich ohne Hochprofilfelge bzw. ohne Scheibenrad sondern mit dem normalen Radsatz.

Die ersten flachen 10km führten dem Radweg entlang, welcher auf dem Trassee der alten Küsten-Bahnlinie angelegt wurde. So ging es durch alte Eisenbahntunnels und mit Blick auf das Meer in Richtung Osten. Leider bestätigte sich mein Gefühl vom Schwimmen auch auf dem Bike: Ich brachte den Druck nicht auf die Pedale. Zwar arbeitete ich mich nach vorne durch und überholte bis zum Ende konstant Athleten, aber es fühlte sich alles sehr leer an. Zudem war ich leider einmal mehr die ganze Bikestrecke allein unterwegs, was die Sache nicht angenehmer machte. Das Herzstück der Strecke war der 16km lange Aufstieg nach Vignai, worauf ich mich besonders freute. So sehr ich mich bergauf auch pushte so wenig kam auf den Pedalen an. Nun machte sich die abklingende Erkältung in Form von Schleimbildung so richtig bemerkbar. Rein körperlich fühlte ich mich grundsätzlich gar nicht mal so schlecht aber es war, wie wenn permanent die Handbremse angezogen wäre.

Mit leeren Beinen ging es auf die bergige Bikestrecke. Die mediterranen Bedingungen waren jedoch ideal zum fahren.

Die nachfolgende 24km lange Abfahrt zurück an die Küste war ein Höllenritt. So sah ich Athleten mit zertrümmerten Vorderrädern und leider auch zwei Ambulanzen auf dem Weg zu Unfallstellen. So schön die Strecke auch war, in einem so schlechten Zustand befanden sich die Strassen, was die Sache nicht einfacher gestaltete.

Schlussendlich versuchte ich über den Poggio hinab (kennt man vom Klassiker Mailand – San Remo) nochmals etwas Tempo zu machen und rollte schliesslich die letzten flachen Kilometer zurück in Richtung Wechselzone. Schlussendlich war ich vor allem froh, ganz wieder unten angekommen zu sein.

Bereits kurz nach der Wechselzone ging der Kampf los. Es folgten lange und sehr träge Kilometer. Spätestens hier spürte ich Zofingen und die Erkältung deutlich. Daher fiel der Halbmarathon sehr bescheiden aus.

Lauf, 21km

San Remo ist eine der Mitteldistanzen mit einem korrekt vermessenen Halbmarathon. Es wurden drei Runden à 7km auf dem alten Bahntrassee in Richtung Westen gelaufen. Der Wendepunkt befand sich mitten in einem alten Bahntunnel, in welchem insgesamt 6km der gesamten Strecke gelaufen wurde.

Ich hatte beim Herauslaufen keine Ahnung wie ich mich im Rennen befand und rannte einfach mal drauflos. Die ersten zwei Kilometer legte ich zwar in zügigen 3:35min/km hin, aber ich merkte auch hier, dass sich alles sehr zäh anfühlte. Unterdessen hatte ich die Info, dass ich mich Overall bei den Age-Group-Athleten auf Rang 6 befand mit einem Rückstand von rund 4min auf das Podest. Aufgrund der diesjährigen Laufresultate wäre es absolut möglich gewesen, diese Lücke noch zulaufen zu können. Jedoch nicht heute. Nun spürte ich die knappe Erholung von Zofingen und die Erkältung mit voller Wucht: Die Beine waren am Arsch und der Auswurf ging munter weiter.

Ich versuchte mich weiterhin auf meinen mentalen Fahrplan zu konzentrieren, verlor aber fortlaufend den Fokus. So wurde die Pace nach und nach langsamer und die letzte Runde dann richtiggehend zur Tortur. Ich hatte immer wieder den Impuls zu laufen, konnte dem aber glücklicherweise widerstehen. Mit einer Halbmarathonzeit von 1:22.08 machte ich keine Plätze mehr gut und kam total entkräftet im Ziel an.

Die Uhr stoppen und ab in die Offseason! Over and out!

Ich fühlte in dem Moment keine Enttäuschung, sondern vor allem Erleichterung. Noch vor 24 Stunden war ich nicht sicher, ob ich überhaupt starten würde. Deswegen waren die Erwartungen nicht sehr hoch, sondern mein Fokus mehr auf einen guten Finish ausgerichtet.

Die Leistungsdaten sprachen dann auch eine deutliche Sprache: In sämtlichen drei Disziplinen war ich deutlich von meinen «normalen» Werten entfernt. Trotzdem bleiben ein sehr versöhnliches Gefühl und eine grosse Dankbarkeit übrig.

Ich darf auf eine hervorragende Saison zurückblicken, in welcher ich bei internationalen Meisterschaften zweimal die Top10 erreichte, Rang 3 an den Schweizermeisterschaften einfuhr, total zwei Tagessiege feiern durfte und meine Halbmarathon-Bestzeit senken konnte.

Wie es weitergehen wird nächstes Jahr? Wir werden sehen…

Ergebnisse San Remo

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